Beitrag vom 10.07.2023

Von der Energiewende profitieren

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Lena Cielejewski, Gründerin und Mit-Geschäftsführerin von prosumergy

Von der Energiewende profitieren

Prosumergy sorgt dafür, dass auch Mieter*innen den Solarstrom vom Dach nutzen können.

von  Gabriele Hennemuth

 

„Solarstrom auf dem Dach von Mehrfamilienhäusern führt zu einer energetischen Aufwertung des bestehenden Gebäudes, die aber nicht als Mieterhöhung an die Mieter*innen weitergegeben wird. Stattdessen refinanziert sich die Photovoltaik-Anlage über den Stromverkauf an die Bewohner*innen und ermöglicht den Mietparteien eine günstige und grüne Stromversorgung“, beschreibt Lena Cielejewski, Gründerin und Mit-Geschäftsführerin, die Vorteile des Geschäftsmodells von prosumergy.

Kern der Idee ist, die Vorteile der Energiewende einer breiten Zielgruppe zu Gute kommen zu lassen. Lange konnten Menschen, die zur Miete wohnen, im Gegensatz zu Eigenheimbesitzer*innen nicht von einer Solaranlage auf dem Dach profitieren. Für die Vermieter*innen war es zu komplex, Solarstrom vom Dach an die Mietparteien  weiterzuverkaufen. Sie wären sonst zwangsläufig als Energieversorger für eine Reihe komplexer Aufgaben verantwortlich.

Hier setzt prosumergy an: Als Projektierer kümmert sich das breit aufgestellte Team um die Planung und Wirtschaftlichkeitsberechnung der PV-Anlage für Mehrparteien-Immobilien und übernimmt als Energieversorger die komplexen Aufgaben von der Kundenbetreuung bis zur Abrechnung. Immobilienbesitzer*innen können die Immobilie mit einer PV-Anlage aufwerten und erhalten eine attraktive Rendite, gleichzeitig können die Mietparteien den Strom vom eigenen Dach zum günstigen Preis nutzen.

„Wir sorgen dafür, dass dezentrale Energieerzeugungsanlagen in Mehrparteienhäusern installiert werden. Wir mieten entweder Dach oder Anlage oder kaufen den Strom, der vor Ort erzeugt wird, vom Anlagenbetreiber. Den vor Ort erzeugten Strom kombinieren wir mit zugekauftem Strom aus dem Netz und versorgen die Bewohner*innen damit. Der Solarstrom ist gleichbleibend günstig und wirkt gerade in Zeiten immer weiter steigender Energiepreise an der Börse als Strompreisbremse“, erklärt Lena Cielejewski.

Strom ist ein klassisches „low-involvement-Produkt“, dem die Nutzer*innen nicht ansehen, ob es aus fossilen Quellen stammt oder aus regenerativen. Dazu haben die Wohnparteien ein Recht auf freie Stromanbieterwahl und können entscheiden, ob sie sich am Mieterstrommodell beteiligen und den lokal erzeugten Strom nutzen wollen.

„Bei prosumergy ist meine Anlage auf dem Dach zum Greifen nah und sofort ersichtlich, woher mein Strom kommt. Das ist für unsere Kund*innen ein richtig gutes Gefühl“, beschreibt die engagierte Unternehmerin die Reaktionen. Bisher war es nicht nötig, Werbekampagnen zu starten. Der Bedarf ist da und die langjährigen Kontakte zu Wohnungsbauunternehmen und Energieversorgern sorgen für stetige Nachfrage.

Entstanden ist die Geschäftsidee im wissenschaftlichen Kontext: Christopher Neumann hatte bewusst ein praxisnahes Thema für seine Abschlussarbeit im Studiengang „Nachhaltiges Wirtschaften“ gesucht, das die Basis für eine Gründung sein könnte. Um das Konzept beim UNIKAT Ideenwettbewerb 2014 vorzustellen, suchte er Unterstützer*innen, welche bald in Daniel Netter im M.Sc. „Regenerative Energien und Energieeffizienz“ und Lena Cielejewski im M.A. „Global Political Economy“ gefunden waren.

Die Idee wurde beim UNIKAT-Ideenwettbewerb mit dem Sonderpreis „Bauen und Umwelt“ ausgezeichnet. Durch dieses positive Feedback motiviert, bewarb sich das Team erfolgreich um das EXIST-Stipendium und entwickelte die Idee in der Gründungsetage der Universität Kassel weiter bis zum Umzug in den Science Park. Als Absolvent*innen drei verschiedener Fachbereiche – alle mit Masterarbeiten im Themenbereich dezentrale Energieversorgung – bildeten sie ein Team mit vielfältigen Kompetenzen, welches die Geschäftsbereiche von der Projektierung bis zum Stromkundengeschäft abdeckt.

Eine erste Einschätzung, ob das Mieterstrommodell profitabel ist, können Interessierte anhand einer Checkliste auf der prosumergy-Website erhalten. Mit den hinterlegten Eckdaten bekommen Kund*innen im Anschluss ein Angebot. „Trotzdem kann es auch schon mal drei Jahre dauern, bis die Solaranlage installiert wird“, erzählt die Unternehmerin, „denn Planungshorizonte in der Immobilienwirtschaft sind lang.“ Dann allerdings entstehen langjährige Geschäftsbeziehungen.

Lena Cielejewski ist überzeugt, dass Dezentralität ein wichtiger Faktor für das Gelingen der Energiewende ist. Für die Gründerin ist der gesellschaftliche Impact relevant: „Über das Mieterstrommodell wird sichergestellt, dass alle von der Energiewende profitieren können. Auch wenn die aktuelle EEG-Novellierung, das „Osterpaket“ der Bundesregierung, den PV-Ausbau mit höheren Vergütungssätzen für eine Volleinspeisung von Solarstrom forcieren möchte, darf die Akzeptanz der Energiewende nicht riskiert werden, indem Mieter *innen den Strompreiskapriolen ausgesetzt werden, während es für Immobilieneigentümer*innen lukrativer ist, 100 % des erzeugten Stroms ins Netz einzuspeisen statt Mieterstrom als Nebenkostenbremse für die Bewohner*innen zu nutzen."

Aktuell ist das engagierte Team Teil des renommierten „Green Start-Up“-Programms der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Die Stiftung unterstützt die Weiterentwicklung des Mieterstromkonzepts für den Bereich der gewerblichen Immobilien und fördert die Einbindung von Ladelösungen für E-Mobilität. Gewerblicher Mieterstrom erhält keine EEG-Vergütung, ist aber ein wichtiger Baustein der Energiewende.Der Verbrauch, der dort vorrangig tagsüber anfällt, kann häufig zu einem sehr hohen Anteil durch den Solarstrom vor Ort gedeckt werden.

Mithilfe der DBU entwickelt prosumergy Verfahren, um in der Planung und Abrechnung den anspruchsvolleren Anforderungen in diesem Geschäftsfeld gerecht zu werden, die durch die höheren Verbräuche und relevante Jahreshöchstlasten entstehen. Des Weiteren ist die Integration von Ladepunkten für Elektroautos ein Thema, welches sowohl im Neubau wie in Bestandssanierungen nicht mehr wegzudenken ist. Je nach baulichen Begebenheiten, Eigentümerstruktur und Präferenzen der Beteiligten sind auch rechtlich unterschiedliche Modelle möglich. Hier gilt es, intelligente Ladekonzepte zu implementieren, die einen hohen Vor-Ort-Verbrauch sicherstellen. Mit der Unterstützung der DBU konnte prosumergy beide Geschäftsfelder voranbringen und Projekte umsetzen.

 

Mehr Informationen unter www.prosumergy.de