Beitrag vom 17.02.2023

Smart City Kassel: mehr als nur „dabei sein“


Teaser

Gastbeitrag  aus dem Science Park-Magazin (Herbst 2022) von Dr. Carsten Mauritz (Stadt Kassel)

Mit dem erfolgreichen Antrag auf Teilnahme am Bundesförderprogramm „Modellprojekte Smart Cities“ gewinnt der bereits 2018 von der Stadt Kassel eingeleitete Prozess hin zu einer Smart City weiter an Dynamik. Die Bundesregierung fördert derzeit 73 Kommunen, die seit 2019 in drei Staffeln ausgewählt wurden.

Als Modellprojekt ist die Stadt Kassel aufgerufen, im Rahmen der zweijährigen Phase A des Förderprogramms (1. April 2021 bis 31. März 2023) eine integrierte Smart City-Strategie zu erarbeiten. Die Strategie soll der Digitalisierung Ziel und Zweck geben, indem sie einen handlungsleitenden Rahmen für stadtentwicklungspolitische Digitalisierungsvorhaben aufspannt sowie gangbare Wege zu einer smarten Stadt aufzeigt. Der erfolgreiche Abschluss der Phase A ist Voraussetzung für den Erhalt der Förderung für die fünfjährige Phase B (1. April 2023 bis 31. März 2028), in der es vor allem um die Umsetzung konkreter Maßnahmen geht.  

Damit das gelingt, hat das im Geschäftsbereich des Oberbürgermeisters verankerte Smart Kassel-Büro einen Wegweiser durch den Kasseler Strategieprozess erarbeitet. Er zeigt auf, in welchen Schritten die Smart City-Strategie erarbeitet werden soll und wie Co-Creation als partizipative Methode sinnvolle Anwendung finden kann. Zudem formuliert er Ziel- und Wertevorstellungen sowie Gestaltungsprinzipien als Grundlage für gemeinsames Handeln. Der Wegweiser ist unter www.kassel.de/smart über den Button „Co-Smart-Strategieprozess“ online abrufbar.

Die „Modellprojekte Smart Cities“ sind der Teilhabe und Mitgestaltung verpflichtet. Die vom Bund formulierte Prozessanforderung an die Strategieentwicklung lautet, dass die Erarbeitung in einem offenen und partizipativen Verfahren vor Ort erfolgen soll. Der damit angesprochene Wert kooperativer Zusammenarbeit wird von der Stadt Kassel anerkannt. Mehr noch: „Co-Smart“ heißt im Kasseler Verständnis, dass sich alle Prozessbeteiligten in einem Lernprozess auf Augenhöhe begreifen und die Strategiebildung als gemeinschaftliche Leistung erleben. Diesem Öffnungsansatz liegt ein durchdachtes Prozessdesign zugrunde, das in seiner konkreten Ausgestaltung sowohl top-down als auch bottom-up angelegt ist. Entscheidend ist dabei, dass beide Stränge zu einem gemeinsamen Strategieprozess verbunden werden. Diese kombinierte Vorgehensweise bezeichnen wir als Middle-out-Ansatz. Die Kassel-Formel lautet also: top-down + bottom-up = middle-out.

Ein zentrales Beteiligungsformat ist der „Bürgerrat Smart Kassel“. 30 Bürgerinnen und Bürger aus Kassel können im Herbst 2022 das Potenzial einer Smart City für eine nachhaltige und integrierte Stadtentwicklung diskutieren, den aktuellen Stand der Kasseler Smart City-Strategie reflektieren und Projektideen sammeln und bewerten.

Das Besondere: Die Auswahl der 30 Bürgerinnen und Bürger erfolgte zufallsbasiert per Los. In einem ersten Schritt wurde eine Stichprobe von 1656 Personen aus dem Kasseler Melderegister gezogen. Diese zufällig ausgewählten Personen haben Ende Juli 2022 eine schriftliche Einladung von Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle erhalten, mit der Bitte, ihr Interesse an der Mitarbeit über eine Online-Anmeldemaske zu bekunden. Aus der Gruppe der Interessierten wurden Ende August 2022 insgesamt 30 Bürgerinnen und Bürger per Zufallsalgorithmus so ausgewählt, dass sie möglichst genau die Kasseler Stadtgesellschaft repräsentieren. Folgende Kriterien wurden dafür berücksichtigt: Alter, Geschlecht, Stadtteil, Bildungsabschluss und Migrationshintergrund. Auf diese Weise kann beispielsweise eine Gleichverteilung von Männern und Frauen erreicht werden, selbst wenn bei den Rückmeldungen auf die Einladungen anfangs eine ungleiche Rückmeldequote herrscht. Im Ergebnis bildet der Bürgerrat Kassel im Kleinen ab.  

Der Bürgerrat geht damit als Format über die inhaltliche Ausrichtung der Smart City Kassel hinaus. Er folgt dem Grundsatz der Vielfalt und stellt sicher, dass unterschiedliche Perspektiven in die Diskussion Eingang finden. Smart City Kassel ist eben mehr als nur „dabei sein“ – sie ist ein Gemeinschaftswerk.

Good to Know:
Mit den „Modellprojekten Smart Cities“ fördert die Bundesregierung die digitale Modernisierung der Kommunen. Das Ziel sind lebenswerte und handlungsfähige Städte, Gemeinden und Landkreise, die neue Technologien in den Dienst der Menschen und übergeordneter Ziele des Gemeinwohls stellen. Orientierung dabei gibt die „Smart City Charta“ des Bundesinnenministeriums. Die Stadt Kassel stützt sich auf die Leitlinien der Charta und verbindet mit der digitalen Transformation einen partizipativen Gestaltungsauftrag. Smarte Technologien sollen in Kassel dazu beitragen, die Lebens- und Standortqualität zu erhöhen, Ressourcen zu schonen und für mehr Miteinander und soziale Teilhabe zu sorgen.

Mehr Informationen unter www.kassel.de/smart