Beitrag vom 24.11.2023

Die Bedeutung des Science Parks für Kassel


Interview mit Kassels Oberbürgermeister Dr. Sven Schoeller für das Science Park-Magazin.

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Kassel hat seit Juli einen neuen Oberbürgermeister und er bringt frischen Wind und eine grüne Vision mit sich. Dr. Sven Schoeller von der Partei Die Grünen spricht im Interview unter anderem über die Bedeutung des Science Parks für die Stadt und darüber, wie Kassel seine Zukunft nachhaltig gestaltet und innovative Ideen aus der Stadtgesellschaft fördert.

Herr Dr. Schoeller, was bedeutet aus Ihrer Sicht der Science Park für die Stadt Kassel?

Der Science Park hat sich als ein entscheidender Standortfaktor mit Blick auf ein starkes regionales Innovationssystem und eine positive Gründungskultur erwiesen. Es zeichnet die Universität Kassel aus, dass in ihrer Arbeit die Gründungsthematik fest in Struktur und Strategie verankert ist. So sind viele Innovationen und Impulse aus der Universität entstanden, die in erfolgreiche Unternehmen gemündet sind: SMA Solar Technology AG, Micromata, Yatta Solutions und Enercast sind Beispiele für solche Erfolgsgeschichten „made in Kassel“.

Dass Kassel bundesweit und international ein wichtiger Wirtschafts- und Entwicklungsstandort im Bereich der regenerativen Energietechnik ist, ist maßgeblich unserer hochangesehenen Universität zu verdanken. Der Science Park bietet Absolventinnen und Absolventen gute Chancen und beste Voraussetzungen, mit innovativen Ideen für eine Existenzgründung auf den Markt zu streben. Mit Blick auf eine zukunftsorientierte wirtschaftliche Entwicklung war es folgerichtig, dass sich unsere Stadt am Bau des Science Parks beteiligt hat.

Laut einer Studie des Instituts für Mittelstandsforschung lag Kassel 2019 übrigens bei der Gründungsintensität auf dem sehr respektablen Rang 77 von 401. Das Technologie- und Gründerzentrum FiDT ist in diesem Zusammenhang unbedingt auch zu nennen. In enger Zusammenarbeit mit unserer Wirtschaftsförderung Region Kassel gelingt es immer mehr, Gründerinnen und Gründer in der Region zu halten.

Sehen Sie die Gesellschafter-Partnerschaft beim Science Park als ein erfolgreiches Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Universität?

Ja, unbedingt. Und dieses Miteinander ist sehr wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung und Vielfalt unserer Region. Dass sich Nordhessen zu einer Vorreiterregion im Bereich der Energietechnik und erneuerbaren Energien entwickelt hat, ist maßgeblich den Impulsen aus der Universität zu verdanken. Auch mit der Gründung des Kassel Institute for Sustainability hat die Universität bereits Maßstäbe gesetzt. Nachhaltigkeitsfragen sind für unsere wirtschaftliche, ökologische und soziale Zukunft von zentraler Bedeutung. Dies sind Aufgaben, die wir nur miteinander – auch unter Einbeziehung einer engagierten Zivilgesellschaft und einer aufgeschlossenen Privatwirtschaft – lösen können.

Vielversprechend ist deshalb unter anderem die Entwicklung des SDGplus Labs durch die Universität Kassel, das den Transfer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft fördern und Lösungen auch für die Region Nordhessen erarbeiten soll. Darüber hinaus sind Formate wie der Startup-Hack „2 Grad“ geeignet, Gründungsideen mit einem Nachhaltigkeitsbewusstsein zu paaren. Denn nur durch Nachhaltigkeit ist auch ein wirtschaftlicher Erfolg sichergestellt. Insgesamt sehe ich Kassel und die Region hier auf einem beispielhaften Weg.

Wie geht die Stadtverwaltung mit dem Thema Nachhaltigkeit um?

Nachhaltigkeit beschäftigt uns naturgemäß in allen Bereichen, insbesondere den wesentlichen Zukunftsfragen: Wie können wir die Bildung nachfolgender Generationen verbessern, wie eine gute Gesundheitsversorgung sicherstellen? Auch der Kampf gegen Armut und Diskriminierung, die Themen Klimaschutz und Biodiversität, der Abschied von fossilen Energieträgern, der Weg in eine sichere, bezahlbare Energieversorgung und das Ziel, Klimaneutralität zu erreichen, gehören dazu.

Um die ökologische und soziale Dimension stärker zu berücksichtigen, werden wir unsere Haushalts- und Verwaltungssteuerung künftig in Form eines Nachhaltigkeitshaushalts regeln. Dieser Prozess ist bereits so weit, dass wir spätestens 2026 einen Haushalt vorlegen können, der langfristig eine stabilere Finanz- und Lebensgrundlage und damit die Daseinsvorsorge in unserer Kommune sichern wird. Im Haushalt der Stadt werden dann nicht nur Kosten und Einnahmen gelistet, sondern auch die jeweiligen Auswirkungen auf die siebzehn Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Auf diese Weise wird viel transparenter, an welchen Stellschrauben wir wirklich drehen müssen, um mehr Nachhaltigkeit zu erreichen. Für einen kompletten städtischen Haushalt sind wir in Kassel, in einer Stadt dieser Größenordnung, die ersten, die dieses Konzept konsequent umsetzen.

Als eine der ersten Kommunen Europas hat die Stadt Kassel gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung Region Kassel und der Universität Kassel eine Crowdfunding-Kampagne mit dem städtischen Smart-City-Projekt verknüpft. Was versprechen Sie sich von diesem Projekt?

Zunächst einmal ist Crowdfunding ein ideales Instrument, um Ideen aus der Stadtgesellschaft in unser Modellprojekt Smart City einzubringen, und damit die Vernetzung von Hochschule, innovativen Unternehmen mit lokalen Wurzeln und der Bürgerschaft zu stärken. Dabei geht es um weit mehr als die Finanzierung einzelner Projekte. Der Leitgedanke hinter der Crowdfunding-Kampagne lautete: Die Smart City Kassel ist das, was wir gemeinsam daraus machen. Smarte Technologien sollen in Kassel dazu beitragen, die Lebens- und Standortqualität zu erhöhen, Ressourcen zu schonen und für mehr Miteinander und soziale Teilhabe zu sorgen. Und diese Zukunft geht nur nachhaltig und gemeinsam!