Beitrag vom 06.06.2023

Crowdfunding-Contest: Smarte Ideen für Kassel

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Von Dr. Carsten Mauritz

Als eine der ersten Kommunen Europas hat die Stadt Kassel gemeinsam mit der Universität Kassel und der Wirtschafts­fördergesellschaft Region Kassel eine Crowdfunding-Kam­pagne mit dem städtischen Smart-City-Projekt verknüpft. Der Leitgedanke: Die Smart City Kassel ist das, was wir gemeinsam daraus machen. Darum sollen die Menschen ihre Ideen von Beginn an in den Prozess einbringen.
Um der Vielfalt an Wissen und Meinungen in der Stadt eine Stimme zu geben, hat das Smart-Kassel-Büro bereits viel­fältige Beteiligungsformate für verschiedene Altersstufen, soziale Gruppen und Netzwerke aufgesetzt: von Dialog- und Diskussionsforen über Bürger*innenbefragungen und Ideen­wettbewerbe bis hin zu konkreten Mitmachprojekten und vielem mehr. 

Die Beteiligungsformate für die Kasseler Stadtgesellschaft lassen sich vier partizipativen Zugängen zuordnen: 

Bürgerrat
Per Los ausgewählte Bürgerinnen und Bürger begleiten die Entwicklung der gesamtstädtischen Smart-Kassel-Strategie – im Dialog auf Augenhöhe.

Online-Beteiligung
Im virtuellen Smart Kassel kann die digitale Zukunft direkt erlebt werden und sich aktiv in den Prozess eingebracht wer­den – die Meinung der Community zählt. 

Aufsuchende Bürger*innenbeteiligung auf Stadtteilebene
Von der quartiersbezogenen Situationsanalyse über wün-schenswerte Zukunftsbilder bis hin zu konkreten Projekten – gemeinsam Zukunft gestalten. 

Ideenwettbewerbe und Crowdfunding
Als Smart-City-Komplize die Stadt neu entdecken, smarte Ideen entwickeln und gemeinsam umsetzen – Innovation aus Bürgerhand.

Ein erprobtes und vor allem erfolgreiches Mittel, um Ideen­reichtum zu fördern und aus Ideen Erfolge werden zu lassen, ist der gemeinsame Crowdfunding-Wettbewerb der Uni­versität Kassel und der Wirtschaftsfördergesellschaft Region Kassel. Die Stadt Kassel hat den Schulterschluss gesucht und die letzte UNIKAT-Crowdfunding-Kampagne mit „Smarte Ideen für Kassel“ überschrieben.

Die Kampagne richtete sich an Projekte und Ideengebende, die Antworten auf die Fragen der Stadt von morgen geben: Wie können neue Technologien sinnvoll in den Alltag der Menschen integriert werden? Wie lässt sich das gesellschaft­liche Miteinander dadurch fördern? Wie gestalten wir städ­tische Räume zukunftsfähig? Und was heißt das für das Wohnen, Arbeiten und Fortbewegen in der Stadt? Das inhalt­liche Spektrum war bewusst weit gefasst. Das galt in gleicher Weise für den Teilnehmendenkreis: Initiativen, Vereine und Schulklassen waren ebenso angesprochen wie Startups oder Unternehmen.

Interessierte konnten sich vom 17. März bis 2. Juni 2022 für die Smart-City-Kampagne bewerben. Dazu legten sie ihre Pro­jekte auf der UNIKAT-Crowdfunding-Webseite bei Startnext an. Die Initiatoren der Kampagne erhielten 22 Vorschläge aus der Stadtgesellschaft. Eine Jury, bestehend aus Vertretenden der Unternehmen Flavia IT-Management GmbH, Kasseler Sparkasse, Städtische Werke AG, Starke + Reichert GmbH & Co. KG und Micromata GmbH, wählte 14 davon für die Fun­dingphase vom 16. August bis 13. September 2022 aus. Zehn Projekte erreichten ihr Finanzierungsziel und überschritten es teils deutlich. Die Projekttragenden sammelten rund 60.000 Euro ein. Am 23. September 2022 würdigte die Jury alle Teams bei einer feierlichen Abschlussveranstaltung und verkündete die Gewinnerinnen und Gewinner der ausgelobten Sonder­preise. Die 14 professionellen Werbevideos sind unter www.unikat-crowdfunding.de zu finden.

Worauf kann sich die Stadt Kassel freuen? Das Schülerteam „Wetterdienst Wolkenschloss“ will mit digitalen Umwelt­stationen das Schulhofwetter messen. Die Daten sind in einer Cloud immer und überall verfügbar. Das Besondere: Die Schü­ler bauen und programmieren die Stationen selbst.
Das Team rund um das Kasseler PIKSL Labor entwickelt eine Fernassistenz-App, die alleinstehende und hilfebedürftige Menschen bei alltäglichen Herausforderungen unterstützt. Dazu verbindet sich die oder der Nutzende über die App mit einer geschulten Assistenzkraft und schildert kurz, welche Unterstützung benötigt wird. Per Videostream und weite­ren Tools kann die Assistenzkraft schnell und unkompliziert helfen. 

Diese und alle weiteren Projekte zeigen, was die Stadt Kassel smart macht und was es für die Stadtbevölkerung bedeutet, smart zu sein. Die Projekttragenden überschreiben mit der eingesetzten Technik nicht die Verbindung zum Menschen – er ist und bleibt die wichtigste „Infrastruktur“. Crowdfunding kann, sofern es wie hier richtig umgesetzt wird, weitaus mehr leisten, als Projekte zu finanzieren. Es bezieht die Bürgerin­nen und Bürger konsequent in die Gestaltung der Smart City ein, ganz im Sinne des „Co-Smart“-Prinzips der Stadt Kassel. Denn in einer wahren Smart City braucht es vor allem „Smart Citizens“.

Mit den „Modellprojekten Smart Cities“ fördert die Bundesregierung die digitale Modernisierung der Kom­munen. Das Ziel sind lebenswerte und handlungsfähige Städte, Gemeinden und Landkreise, die neue Techno­logien in den Dienst der Menschen und übergeordneter Ziele des Gemeinwohls stellen. Orientierung dabei gibt die „Smart City Charta“ des Bundes. Die Stadt Kassel stützt sich auf die Leitlinien der Charta und verbindet mit der digitalen Transformation einen partizipativen Gestaltungsauftrag. Smarte Technologien sollen in Kassel dazu beitragen, die Lebens- und Standortquali­tät zu erhöhen, Ressourcen zu schonen und für mehr Miteinander und soziale Teilhabe zu sorgen.

Mehr Informationen unter
www.kassel.de/smart