Beitrag vom 26.09.2023

Ausgründungen von Tech Startups aus der Wissenschaft


Artikel der Yatta GmbH über ihren Werdegang von der Ausgründung aus der Universität Kassel bis hin zum etablierten Unternehmen mit Sitz im Innovationszentrum Science Park Kassel.

Teaser

Von der Technologie bis zum marktfähigen Produkt

Gastbeitrag der Yatta GmbH

Die Universität ist ein Ort der Wissenschaft, aber auch der Innovation. Viele der grundlegenden Technologien und Entwicklungen, die wir heute im Alltag nutzen, hatten ihren Ursprung in der universitären Forschung. Die Ausgründung von Tech Startups aus der Wissenschaft ist ein vielversprechender Weg, um innovative Produkte und Dienste auf den Markt zu bringen. Doch wie sieht dieser Weg aus und welche Herausforderungen gilt es, dabei zu meistern?

Innovationen aus der Wissenschaft: Von der Idee zum Startup

Viele Technologien, die heute unser Leben prägen und bahnbrechend waren, haben ihren Ursprung in der universitären Forschung. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Suchmaschine Google, die aus der Arbeit von Larry Page und Sergey Brin an der Stanford University hervorgegangen ist. Aber auch das Global Positioning System (GPS), Siri oder die sogenannte „Genschere“, CRISPR-Cas9, wurden von Wissenschaftlerrinnen und Wissenschaftler und Forschende entwickelt. Ausgründungen von Tech Startups aus der Wissenschaft haben das Potenzial, innovative Produkte und Dienste auf den Markt zu bringen, die das Leben der Menschen nachhaltig verbessern können. Alle diese Beispiele zeigen, die Ausgründung von High-Tech Startups aus der Wissenschaft ist eine lohnende Reise, für Universitäten, Gründende und die Gesellschaft. Sie ist jedoch auch mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. Denn die Idee für eine Technologie kann zwar an einer Universität entstehen und in den Köpfen von Forschenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern reifen. Doch wie gelingt es, diese Idee in ein marktfähiges Produkt oder gar in eine Innovation zu überführen?

Von der Forschung zur Gründung: Der Weg zum Tech Startup

Als Gründer eines Tech Startups aus der Wissenschaft gilt es zahlreiche Herausforderungen zu meistern, um aus einer Idee ein marktfähiges Unternehmen zu entwickeln. Die vier größten sind: 

Technologie-Transfer: Eine der größten Hürden ist die Überführung der Technologie in ein marktfähiges Produkt. Software muss nicht nur stabil laufen, sondern auch benutzerfreundlich sein und einen messbaren Mehrwert bieten. Die Vermarktung erfordert zudem beispielsweise eine Nutzerverwaltung, einen Online-Shop, ein Lizenzsystem sowie im Erfolgsfall die Rechnungsstellung und Zahlungsabwicklung. Laut einer Umfrage des Bundesverbands Deutsche Startups gaben 43% der deutschen Gründenden Herausforderungen im Produktmanagement als größte Hürde an.

  • Finanzierung: Nicht zuletzt deshalb, müssen Ausgründungen oft erhebliche Mittel in Produktentwicklung und Unternehmensaufbau investieren. Das dazu erforderliche Risikokapital zu akquirieren, ist ohne Zweifel eine der größten Herausforderungen für Tech Startups in Deutschland. Laut einer Studie von KfW Research kommen aber nur etwa 25% der Startups ohne Risikokapital aus (Bootstrapping). In Deutschland steht Gründende von Tech Startups dabei nach wie vor weniger Venture Capital zur Verfügung als ihren Pendants in den USA. Laut einer Studie des Bundesverbands Deutscher Startups (BVDS) belief sich das Volumen für deutsche Startups im Seed-Bereich im Jahr 2019 auf etwa 1,1 Milliarden Euro, während im gleichen Jahr allein im Silicon Valley rund 16 Milliarden US-Dollar investiert wurden – also etwa 15-mal so viel. Im Jahr 2020 betrug das Gesamtvolumen an Venture Capital in Deutschland etwa 4,3 Milliarden US-Dollar, während es in den USA stolze 156 Milliarden US-Dollar waren. Es wird deshalb geschätzt, dass etwa 70% der Startups wegen fehlender Finanzierungsmittel nicht über die Seed-Phase hinauskommen. Umso bedeutender ist es für Gründende, Investoren und Investorinnen von der Vision und dem Potenzial des Unternehmens zu überzeugen.
  • Geschäftsmodell: Die Entwicklung eines tragfähigen Geschäftsmodells ist nicht zuletzt auch deshalb für Tech Startups von zentraler Bedeutung. Gerade für Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler und Forschende mit technischer Expertise ist es oft eine Herausforderung, ihr Know-how in ein Geschäftsmodell umzuwandeln, das den Bedürfnissen und Anforderungen des Marktes gerecht wird und von potenziellen Kundinnen und Kunden angenommen wird. Ohne ein solides Geschäftsmodell haben aber Startups keine Chance, Investoren zu überzeugen und erfolgreich zu sein. Eine Studie von CB Insights zeigt, dass 42% der Startups scheitern, weil kein Bedarf für ihr Produkt oder ihre Dienstleistung besteht. (Die vollständige Studie "The Top 20 Reasons Startups Fail" kann unter https://www.cbinsights.com/research/startup-failure-reasons-top/ abgerufen werden.)
  • Team: Ein starkes und komplementäres Team mit einer leistungsfähigen Organisation aufzubauen, ist sicher nicht die letzte, aber vielleicht die wichtigste Herausforderung für Ausgründungen. Gründende von Tech Startups müssen nicht nur technisches Know-how besitzen, sondern auch ihre Fähigkeiten im Führen von Menschen und Managen von Prozessen unter Beweis stellen. Dabei gilt es auch, Mitarbeitende mit den erforderlichen Fähigkeiten und Erfahrungen für das Startup zu gewinnen und (zum Beispiel durch Mitarbeiter*innenbeteiligungen, ansprechende Unternehmenskultur und attraktive Rahmenbedingungen) langfristig zu binden. Um die Skalierung des Unternehmens zu ermöglichen, müssen Gründende zudem den Übergang von einer informellen Gründungskultur zu einer arbeitsteiligen Organisationsstruktur meistern. Dabei gilt es, Prozesse und Strukturen zu implementieren, die das Wachstum unterstützen und gleichzeitig die Agilität und Innovationskraft des Startups bewahren.

Diese Herausforderungen sind jedoch nicht unüberwindbar: Ein solides Geschäftsmodell, ein starkes Team sowie das richtige Umfeld von Fördernde, Rahmenbedingungen und erfahrenen Mentorirnnen und Mentoren tragen dazu bei, dass Startups aus der Wissenschaft erfolgreich sein können. 

Ausgründung aus der Wissenschaft: Chancen für Gründende

Gründende aus der Wissenschaft haben dabei sowohl persönlich als auch mit Blick auf ihr Umfeld von einer Ausgründung viel zu gewinnen. Im Erfolgsfall gibt es wenig schöneres, als die eigenen Forschungsergebnisse in einem realen Produkt aufgehen zu sehen. Das gilt nicht nur für die wenigen Produkte (wie Google, das iPhone oder ChatGPT), die die Welt verändern, sondern auch schon für solche Produkte, die überhaupt einen positiven Einfluss auf das Leben anderer haben. In wenigen Rollen und Lebenslagen lernt man zudem in kürzer Zeit mehr als in der eines Gründenden und Unternehmers oder einer Unternehmerin. Die dabei gewonnen Erfahrungen, ob als Manager oder Führungskraft, sind ohne Zweifel auch für viele andere Lebenslagen von großem Wert. Und das gilt auch für den Fall des Scheiterns. Die dabei geknüpften Netzwerke und Kontakte, insbesondere die während der Gründung gestärkten und entstandenen Freundschaften, sind von unschätzbarem Wert, ob bei der weiteren Karriere oder bei zukünftigen Vorhaben. Nicht zuletzt können solche GründendeVorbilder für andere sein und dazu beitragen, dass mehr Menschen den Mut und Tatendrang aufbringen, gemeinsam an einer besseren Zukunft zu arbeiten.

Fazit

Tech Startups aus der Wissenschaft haben enormes Potenzial, innovative Technologien und Produkte auf den Markt zu bringen. Doch die Herausforderungen für Gründerinnen und Gründer auf diesem Weg sind zahlreich. Sie erfordern Mut, Teamgeist, Ausdauer und ein tiefes Verständnis für unternehmerisches Denken und Handeln. Trotz der Herausforderungen bietet die Ausgründung auch viele Potenziale, sie kann nicht nur für die Gründenden, sondern auch für ihr Umfeld eine lohnende Reise sein. 

 

Über Yatta

Yatta ist nur ein einzelnes Beispiel für Ausgründungen aus der Universität Kassel. Ursprünglich aus dem Fujaba-Forschungsprojekt des Fachbereichs Software Engineering von Prof. Dr. Albert Zündorf hervorgegangen, wurde Yatta 2008 gegründet. Mit der Unterstützung des EXIST-Gründerstipendiums, des High-Tech Gründerfonds und Förderprojekten des Landes Hessen sowie des Bundesforschungsministeriums entwickelte Yatta sein erstes marktfähiges Produkt. Das Unternehmen erhielt hierfür mehrere Auszeichnungen, darunter als "IKT-Gründung des Jahres" vom Bundeswirtschaftsministerium.

Nach einigen Herausforderungen erfolgte letztes Jahr der Pivot. Markenauftritt und Website erhielten eine Rundumerneuerung – und das Unternehmen veröffentlichte nach drei Jahren Forschung & Entwicklung den Yatta Checkout. Heute wächst das Unternehmen schneller denn je, und zwar organisch. Seine ursprünglichen Risikokapitalinvestoren hat das Gründerteam Anteils-mäßig herausgekauft und bereitet sich mit seinem Team aus über 60 Mitarbeitenden auf die weitere Internationalisierung vor.

Yatta zeigt, dass Ausgründungen aus der Wissenschaft auch nach vielen Jahren noch am Markt erfolgreich sein können.

Yatta.de