Beitrag vom 22.02.2024

Spannende Perspektiven für Startups


Teaser

SMA, ein Unternehmen, das 1981 als Ausgründung aus der Universität Kassel entstand, hat sich zu einem globalen Vorreiter der erneuerbaren Energieversorgung entwickelt. Trotz der Veränderungen in der Geschäftsleitung und der sich wandelnden Energiebranche sind die Spuren der Hochschulausgründung noch immer im Betrieb sichtbar. Im Interview mit Vorstandsmitglied Dr.-Ing. Jürgen Reinert sprechen wir über die beeindruckende Entwicklung.

 

SMA startete 1981 als Ausgründung aus der Universität Kassel. Mittlerweile sind die Gründer aus der Geschäftsleitung ausgeschieden. Gibt es nach all den Jahren noch Spuren der Hochschulausgründung SMA im aktuellen Betrieb?

Als ich 2011 zu SMA gekommen bin, hat mich SMA Mit-Gründer Günther Cramer ( † 2015 ) eingestellt, bevor er kurz danach vom Vorstand als Vorsitzender in den Aufsichtsrat wechselte. Er hat das Unternehmen 1981 zusammen mit Peter Drews und Reiner Wettlaufer gegründet, unterstützt von ihrem Uni-Professor Werner Kleinkauf. Dessen Sohn leitet heute den Aufsichtsrat. So gesehen gibt es auch heute noch personelle Spuren der Vergangenheit im Unternehmen.

Als die drei jungen Ingenieure damals SMA gründeten, wollten sie computerbasierte Regelsysteme für Windkraft- und Photovoltaikanlagen entwickeln. Sie waren überzeugt, dass eine sichere und verlässliche Energieversorgung auch in kleinen, dezentralen Einheiten funktioniert. Und zwar auf Basis von Wind-, Wasser- und Sonnenkraft. Mit dieser Sicht gehörten sie in den 1980er Jahren zu einer exotischen Minderheit der Wegbereiter für regenerative Energien. In einer ehemaligen Bäckerei in der Kasseler Tischbeinstraße starteten sie die erste Produktion von Wechselrichtern.

Seitdem ist eine Menge passiert. Was wir bei SMA auch heute noch definitiv spüren, ist die Begeisterung für Innovationen und den Spaß an der Entwicklung von Lösungen für die klimafreundliche Energieversorgung. Früher war das vor allem Hardware. Heute geht es immer mehr auch um digitale Lösungen – intelligente Funktionen und die Vernetzung von unterschiedlichen Geräten. Damals wie heute sind Ingenieurshandwerk und Erfindergeist eine Basis für den Erfolg von SMA. Mehr als 1.700 Patente sind aus unserer Forschungs- und Entwicklungsabteilung über die Jahre hervorgegangen. Geblieben über all die Jahre - und heute wieder besonders deutlich spürbar - ist das Engagement der Mitarbeitenden der Klimakatastrophe etwas entgegenzusetzen.

Wie hat sich SMA seitdem gewandelt?

Seit mehr als 40 Jahren ist SMA ein Pionier und Wegbereiter der erneuerbaren Energieversorgung. Zahlreiche Entwicklungen und Innovationen im Bereich der Solar-Wechselrichter haben SMA zu einem weltweit führenden Unternehmen gemacht und die Erfolgsgeschichte der Photovoltaik maßgeblich mitgeschrieben. Heute gibt es SMA Niederlassungen in 20 Ländern. Unser Portfolio umfasst neben Solar- und Batterie-Wechselrichtern, Systemlösungen für Photovoltaikanlagen und Speichersysteme aller Leistungsklassen, Energiemanagementsystemen sowie Ladelösungen für Elektrofahrzeuge und Power-to-Gas-Anwendungen.

Noch mehr als das Unternehmen hat sich aber die Gesellschaft und die Energiebranche gewandelt. Sonne und Wind sind mittlerweile das Herzstück der Energieversorgung. Was in den 80er Jahren noch als grüne Spinnerei gesehen wurde, ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. PV-Anlagen auf dem Dach, Windräder im Meer – die Energieversorgung hat sich komplett verändert.

Die Energiebranche ändert sich aktuell gravierend.
Sehen Sie hier Chancen für junge Unternehmen?

Für junge Unternehmen und Startups bietet die Energiebranche spannende Perspektiven. Der Bedarf an innovativen Lösungen für eine nachhaltigere und wirtschaftlichere Energieerzeugung ist groß. Das können innovative Produkte, sowie Softwarelösungen, digitale Abrechnungssysteme oder Lösungen für intelligentes Energiemanagement sein. Junge Unternehmen können dabei von der Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen der Branche profitieren, indem sie auf deren Erfahrung zurückgreifen und gleichzeitig neue Ideen einbringen. Eine Chance, die beiden Seiten Vorteile bringt und die auch wir in unsere Unternehmensstrategie einbeziehen.

Bieten Sie Programme für Startups oder
Kooperationen mit Startups an?

SMA ist über verschiedene Kanäle mit Startups in Kontakt und baut diese Zusammenarbeit stetig weiter aus. So können wir unsere Innovationskraft und unser Portfolio erweitern. Immer mit dem Ziel Lösungen zur einfachen und effizienten Nutzung von erneuerbaren Energien für unsere Kund*innen und Partner zu entwickeln. Wir haben beispielsweise mit coneva (digitale Energielösungen für Unternehmen) und Altenso (Projektlösungen für Batteriespeicher, PV-Hybrid und Wasserstoff) bereits erfolgreich eigene Startups zur Erweiterung unseres Produktportfolios gegründet. Die Startups profitieren dabei vom "Besten aus zwei Welten", von schlanken, dynamischen Strukturen und Governance, und gleichzeitig von einer starken Mutter und Marke. Mit elexon haben wir ein weiteres Startup als Joint Venture in Aachen gegründet, welches sich im Bereich elektrische Ladeinfrastruktur für Fahrzeugflotten erfolgreich entwickelt.

Darüber hinaus arbeiten wir in unterschiedlicher Form mit diversen Startups zusammen. Zum Beispiel bei der Lizenzierung von IP, bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen, bei der Ausschreibung von technischen Fragestellungen sowie im Rahmen unterschiedlicher Forschungsprojekte. Weiterhin prüfen wir aktuell auch Formate wie Nord Hessen Accelerate e.V., bei denen wir mit Startups in Austausch kommen.

SMA investiert in die neue Gigawatt-Factory in Niestetal.
Wo sehen Sie die Vorteile des Standorts?

Die globale Energiewende wird nur mit innovativen und nachhaltigen Produkten gelingen. Deshalb setzen wir auf die Region und auf den Industriestandort Deutschland und bedienen von hier aus die internationalen Märkte. Ein großer Standortvorteil ist die intensive Vernetzung von Wissenschaft, Politik und Wirtschaft in Nordhessen. Viele kleine, mittlere und große Unternehmen engagieren sich, um die Energiewende voranzutreiben. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit kurzen Wegen und pragmatischer Kooperation hat sich in zahlreichen Großprojekten bewährt.

In der neuen Fertigung werden wir ab 2025 in erster Linie Systeme für große und gewerbliche Solar- und Batteriesysteme fertigen. Es entstehen hier rund 200 neue Arbeitsplätze direkt in der Region und weitere 300 in der Lieferkette. Mit der SMA GIGAWATT Factory können wir unsere Lieferketten besser absichern und sind weniger anfällig für Veränderungen der Handelsbedingungen.

 

Dr.-Ing. Jürgen Reinert (*1968) begann nach dem Studium der Elektrotechnik in Südafrika und der Promotion am Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe (ISEA) der RWTH Aachen seine Karriere als Oberingenieur am selben Institut. Von 1999 bis 2011 war er in Schweden bei dem Unternehmen Emotron AB tätig, in den letzten Jahren als Geschäftsführer der Gruppe mit Verantwortung für Technology und Operations. Von 2011 bis 2014 verantwortete er als Executive Vice President Technology die SMA Division Power Plant Solutions. Unter seiner Leitung hat SMA das weltweite Projektgeschäft erfolgreich ausgebaut und schlüsselfertige Systemlösungen für solare Großkraftwerke entwickelt. Seit April 2014 ist Dr. Reinert Vorstandsmitglied. Im Oktober 2018 wurde er zum Vorstandssprecher bestellt. Mit der Verlängerung seines Vertrags im Juli 2023 ernannte ihn der Aufsichtsrat zum Vorstandsvorsitzenden. Dr. Reinert verantwortet die Ressorts Strategie, Vertrieb und Service, Personal, Operations und Technologie und erfüllt die Funktion des Arbeitsdirektors der SMA. Er ist Mitglied des Aufsichtsrats der Danfoss A/S.

 

Mehr Informationen unter:
www.sma.de