Beitrag vom 03.03.2023

MINT Hub der Uni Kassel


Teaser

Interview aus dem Science Park-Magazin (Herbst 2022) mit Dr. Rita Borromeo Ferri (Mathemathikdidaktikerin) von Gabriele Hennemuth.

Gemeinsam mit Prof. Meister und Prof. Di Fuccia sind Sie Initiatorin des MINT Hubs.
Können Sie die Idee des MINT Hubs kurz erklären?

Die Vision oder der Anlass für die Etablierung des MINT-Hubs an der Universität Kassel möchte ich zunächst kurz erläutern. Dann werden auch Ideen und Ziele transparenter. Geringe Studierendenzahlen sowie gleichzeitig hohe Abbrecherquoten von Studierenden in MINT-Disziplinen oder der Fachkräftemangel in den MINT-Bereichen sowohl in Ausbildungsberufen als auch im akademischen Bereich sind hinlänglich bekannte Probleme. Von bildungspolitischer Seite gibt es seit Jahren Förderprogramme und Initiativen, um die MINT-Bereiche, beginnend auch schon im Kindergarten, Stichwort das „MINT-Kinderzimmer“, so attraktiv wie möglich für Kinder und Jugendliche zu gestalten. Im angelsächsischen Sprachraum gehören STEM/STEAM-Center aber schon seit einigen Dekaden oft fest zu Universitäten. Ausgehend davon soll die Strahlkraft von der Universität in den schulischen Bereich gehen, jedoch auch Kontakte zu Unternehmen und Forschungen geben. In Deutschland hat sich das Konzept von MINT-Zentren, die wirklich an den Universitäten angedockt sind und die wirklich von Personen innerhalb der Universität aus den MINT-Disziplinen mitgestaltet und unterstützt werden, also aus dem Inneren heraus, sowie getragen von den Hochschulleitungen, kaum und schon gar nicht flächendeckend durchsetzen können.

Die Etablierung eines MINT-Hubs, um die MINT-Bildung an der Universität Kassel und der Region ebenfalls zu unterstützen, um auch am Puls der Zeit zu bleiben, war die Vision meiner Kollegen und mir aus der Projektleitung. Darüberhinaus engagieren sich noch viel weitere Kolleg*innen, die schon lange aktiv im MINT-Bereich tätig sind. Wir sind sehr dankbar, dass die Hochschulleitung diese Vision im Rahmen des Profilbudgets zur Realität verholfen und unterstützt hat, so dass das Land Hessen knapp eine Million Euro für dieses Projekt bis 2025 zur Verfügung stellt. Das Ziel des neu entstehenden MINT-Hubs ist die systematische Bündelung von bereits auch schon bestehenden Aktivitäten der Universität Kassel hinsichtlich MINT, etwa Studiengängen, Forschungsprojekten und Transfer im MINT-Bereich. Das bildet eine Grundlage für eine inner- und außeruniversitäre Vernetzung und soll Synergien zwischen den einzelnen MINT-Angeboten ermöglichen.

Da die Universität Kassel schon lange und aktiv im MINT-Bereich ist, möchten wir jedoch das Auffinden dieser Aktivitäten optimieren, um das MINT-Profil der Universität Kassel damit noch mehr zu unterstreichen und auch die Vernetzung im Inneren zu fördern. Um dieses Ziel bestmöglich zu erreichen, wird der MINT-Hub innovativ die vier Bereiche MINT to Public, MINT to School, MINT to Companies und MINT to Science fokussieren.

Welche Rolle hat das Thema Startup im MINT Hub?

Der MINT-Hub kooperiert eng mit dem Science Park und UniKasselTransfer und daher ist das Thema Startup präsent. Einige Startups des Science Parks sind im Beirat des MINT-Hubs vertreten, die etwa dann bei Aktionen mit Schüler*innen verdeutlichen können, was alles mit einer Ausbildung oder einem Studium im MINT-Bereich möglich ist. Auf der Praxismesse MINT im Park, die der MINT-Hub am 14.07.2022 augerichtet hat, waren ebenfalls Startups mit dabei. Es ist wichtig für Studierende zu sehen, wie vielfältig sie mit ihrem MINT-Studienabschluss tätig sein können.

Unternehmensgründungen aus den naturwissenschaftlichen Forschungsgebieten gelten als besonders innovativ – was braucht es, um mehr Gründungen aus den MINT Bereichen hervorzubringen?

Viele Studierende haben oft wenig Vorstellungen von dem, was sie mit ihren MINT-Fähigkeiten erreichen können, das ist das Eine. Das Andere ist, dass auch Kreativität und Inspiration für neue Ideen gefördert werden müsste. Das passiert besonders oft, wenn Personen aus verschiedenen Disziplinen zusammenkommen und man sich austauscht. Solche Gelegenheiten sollten speziell schon während des Studiums angeregt werden. Ideen zur Verknüpfung von Wissen und Expertise, ausloten, was originell und innovativ sein kann, dafür braucht es Raum und meiner Meinung nach auch etwas Anleitung. Bevor also Studierende oder Wissenschaftler*innen in den Science Park zur Gründungsberatung kommen, muss was passieren, den Schritt davor müssen wir insbesondere in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Forschungsgebieten noch mehr unterstützen und in den Blick nehmen.

In welchen Bereichen sehen Sie Ausgründungspotential? Gibt es interessante Startups aus der Mathematik/ Naturwissenschaften?

Die Idee für eine Ausgründung sehe ich in jedem Fachgebiet des Fachbereichs mit all der Expertise meiner Kolleg*innen. Bis es zu einer Ausgründung kommt, steckt oft jahrelange Arbeit dahinter, die aber hoffentlich mit Erfolg gekrönt ist. Bekannte Ausgründungen aus der Mathematik/Naturwissenschaften sind zum Beispiel SMA oder Micromata und jüngst das Projekt PEERSCOPE aus der Physik.