Beitrag vom 06.01.2023

Der High-Tech Gründerfonds (HTGF) investiert in junge Startups mit innovativen Technologien und Geschäftsmodellen.


Teaser

Wir fragen die HTGF-Investment-Analystin Dr. Katharina Severin nach den neusten Trends, den Erfolgsfaktoren erfolgreicher Teams und Tipps, um auf Augenhöhe mit Investoren und Investorinnen zu sprechen.

Als Investmentanalystin beim High-Tech Gründerfonds haben Sie eine Vielzahl von Pitch Decks auf dem Tisch. Welche Trends sehen Sie aktuell?

Ich arbeite im Life Sciences & Chemie-Investment Team des HTGF und sehe dort eine große Bandbreite an Themen aus den Bereichen Pharma, Diagnostik, R&D Tools, MedTech, Digital Health, Chemie oder New Materials. Wir haben einen sehr umfangreichen Dealflow, der die aktuellen Entwicklungen und Trends gut widerspiegelt. Wenig überraschend haben wir in letzter Zeit viele Pitch Decks zu Themen rund um SARS-CoV-2 erhalten. Aktuell sehen wir vermehrt Digital Health Fälle, was natürlich auch mit dem Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz und den damit verbundenen DiGAs (Digitale Gesundheitsanwendungen) und DiPAs (Digitale Pflegeanwendungen) zusammenhängt. Schaut man sich die Technologiefelder an, so ist Künstliche Intelligenz ein häufig wiederkehrendes Thema. Uns erreichen zudem immer mehr Pitch Decks mit dem Fokus auf Circular Economy. Aber auch Gründer*innen aus dem Bereich der Gentherapie kommen oft auf uns zu. Es freut und motiviert mich immer wieder zu sehen, wie viel Potenzial und Vielfalt im deutschen Startup-Ökosystem steckt.

„Das Team ist alles für das Gelingen eines Startups“, sagt man. Wie erkennen Sie eigentlich gute Teams?

Als Frühphaseninvestor erwarten wir nicht unbedingt ein perfektes Team, das von Beginn an alle Kompetenzen optimal abdeckt. Idealerweise sollten aber die Kernkompetenzen sowohl auf technologischer Seite als auch auf kaufmännischer Seite abgedeckt sein. Außerdem sollte es eine*n CEO geben, der oder die auch in schwierigen Situationen entscheidungswillig und handlungsfähig ist. Neben der fachlichen Expertise im Team ist auch eine gewisse Portion Leidenschaft für das Startup und seinen Erfolg ausschlaggebend. Die Teamdynamik sollte stimmig sein: das Fundraising ist nur eine von vielen Herausforderungen, die ein Startup-Team erfolgreich meistern muss.

Die Suche nach Talenten treibt viele Gründungsteams um. Welche Tipps geben Sie jungen Startups?

Es ist enorm hilfreich, frühzeitig ein starkes Netzwerk aufzubauen und zu pflegen. Die optimale Verstärkung für das Team findet man eher selten per Stellenanzeige oder Headhunter. Ebenso wie Investoren müssen auch zukünftige Teammitglieder von der Vision des Startups überzeugt werden. Wertschätzendes Handeln und Gestaltungsfreiräume sind sicherlich wichtige Faktoren, um gewonnene Talente zu motivieren. Wie in anderen Fragen auch, ist es insbesondere für junge Gründungsteams enorm hilfreich frühzeitig in den Austausch mit erfahrenen Mentor*innen zu treten. Viele erfolgreiche Köpfe teilen ihre Erfahrungen erstaunlich gerne, wenn man sie nur fragt und zuhört.

KPIs, ESOPs, Beteiligungsvertrag….Wie können Startups mit Investorinnen und Investoren auf Augenhöhe sprechen?

Für frisch gebackene Gründer*innen kann das in der Tat erst einmal sehr einschüchternd wirken. Letztlich sind es aber nur ein paar Vokabeln, mit denen man sich vertraut machen muss. Das Aneignen dieser Begriffe ist aber nicht nur für ein Gespräch auf Augenhöhe wichtig, sondern letztlich auch um zu wissen, auf welche Punkte es in späteren Verhandlungen ankommt. Zur Vorbereitung hilft hier schon die Internetrecherche. Von HTGF-Seite kann ich auch unsere „Founders-Classes“ empfehlen. Für einen kompakt präsentierten Überblick eignen sich diese Online-Seminare wirklich gut. Ich persönlich habe zu meinem Einstieg in die Venture Capital Welt die Lektüre von „Venture Deals“ von Brad Feld und Jason Mendelson als sehr hilfreich empfunden. Andere empfehlen auch „Der Start-up CFO“ von René Kantehm und Hans-Eric Rasmussen-Bonne. Auch können Podcasts helfen, um sich mit dem Startup-Ökosystem vertraut zu machen. Welches Format einen persönlich auch immer anspricht, man sollte sich nicht von Begrifflichkeiten abschrecken lassen und einfach mutig in diese Welt eintauchen und seine Gründungsidee verfolgen.

Die Fragen stellte Gabriele Hennemuth.